19. März 2019

Eine filmte im Kuckucksnest

RTL-Beitrag bringt Klinikum in ein schlechtes Licht

Viel zu sehen war in dem RTL-Beitrag nicht. Als Beleg für die heftige Kritik dienten verschwommene Bilder, auf denen eigentlich nichts zu erkennen war. Foto: RTL

Einen vernichtenden Beitrag über die Akutstation der Psychiatrischen Klinik am Klinikum Höchst hat RTL gestern Abend ausgestrahlt. Viele Zuschauer sind geschockt über das, was sie in der Sendung „Team Wallraff – Reporter undercover“ gesehen haben.

Anfang vergangenen Jahres hatte sich eine RTL-Reporterin als Praktikantin ausgegeben und einige Zeit auf der Station D42 gearbeitet und mit einer versteckten Kamera den mutmaßlichen Alltag in diesem Teil der Psychiatrischen Klinik gefilmt. Bereits vor drei Jahren war die Station in die Schlagzeilen geraten, als ein Patient in der Station einem Polizisten dessen Waffen entriss und um sich schoss.

Bei RTL waren auf den meist unscharfen Bildern Patienten zu sehen, die auf den Gängen herumvagabundierten, herumschrien und insgesamt ein großes Durcheinander verursachten. Die Chefarztvisite dauerte nur Sekunden und fand auf dem Flur statt. Pfleger beschimpften Patienten und umgekehrt. Ein Patient wurde wie ein Schwerverbrecher zu Boden geworfen und anschließend angeblich sieben Tage lang an sein Bett gefesselt.

Dazu waren immer wieder Stimmen von Pflegerinnen zu hören, die fassungslos machen. „Wir haben Psychologen im Haus, aber nicht hier“, sagte eine Frauenstimme. Eine andere Frau erklärte: „Die haben hier kein Programm, deswegen sind sie ja auch so aggressiv.“ Die Reporterin behauptete darüber hinaus, die Station sei verwahrlost, die Stühle klebten vor Dreck und an manchen Tagen rieche es nach Fäkalien.“

Als Experten präsentierte RTL Dr. Jann Schlimme, einen ehemaligen Chefarzt der Berliner Charité. Der kommentierte die Bilder mit Sätzen wie: „Das ist psychiatrische Steinzeit.“ Der ganze Beitrag ist zurzeit noch unter www.tvnow.de – der Mediathek von RTL – im Internet abrufbar.

Das Klinikum Frankfurt-Höchst wehrt sich gegen die Vorwürfe und erklärt, dass Bilder und Zitate aus dem Zusammenhang gerissen worden seien und alles stark verkürzt dargestellt werde. Zu jedem gezeigten Fall will das Klinikum Akten und Dokumente vorlegen, die belegen sollen, dass die wahren Zustände anders sind. Sollte es doch Missstände geben, würde diesen „vorbehaltlos nachgegangen“. MS

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