Seit Ausbruch der Pandemie gibt es täglich veröffentlichte Fallzahlen, die Aufschluss über die Verbreitung der Infektionen hierzulande und in der Welt geben. Nach wie vor unbekannt ist allerdings die Anzahl derjenigen, die diese Erkrankung bereits unerkannt durchgemacht haben. Aus diesem Grund hat ein Konsortium eine Studie initiiert, die in einer größeren Gruppe die Anzahl der bislang unbekannten Fälle bestimmte. Hierzu wurden 1.000 gesunde Mitarbeiter von Infraserv Höchst durch einen Nasen-Rachen-Abstrich für den Nachweis einer akuten Infektion sowie Blutproben derselben Gruppe auf das Vorliegen einer früher durchgemachten Infektion getestet.
Das Resultat: Bei einem Teilnehmer wurde eine akute SARS-CoV-2 Infektion nachgewiesen und bei weiteren fünf Personen waren die Serumproben Antikörper positiv, was als Nachweis einer bereits abgelaufenen Infektion gewertet wird. Zwei der so genannten seropositiven Personen wussten bereits vorher, dass sie die Erkrankung durchgemacht hatten. Somit ergab die Studie, das vier von sechs positiv getesteten Teilnehmern nichts von ihrer Infektion wussten.
Das Konsortium besteht aus der Medizinischen Virologie des Universitätsklinikum Frankfurt, dem Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg, dem DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg–Hessen, dem Arbeitsmedizinischen Zentrum von Infraserv und dem Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt. „Diese Studie gibt Hinweise darauf, wie viele Menschen eine SARS-CoV-2 Infektion haben oder hatten, ohne es selbst bemerkt zu haben. Unsere Ergebnisse sprechen für eine geringere Infektionsrate in der Bevölkerung im Rhein-Main-Gebiet. Im Vergleich zu Studien aus anderen Regionen in Deutschland wie zum Beispiel im Landkreis Heinsberg zeigt sich, wie lokal unterschiedlich die Durchseuchung in Deutschland ist“, erklärte Professor Sandra Ciesek, Direktorin der Medizinischen Virologie des Universitätsklinikum Frankfurt.
„Es ist ganz entscheidend, durchgemachte Infektionen durch die schon bekannten Coronaviren und durch das neue SARS-CoV-2 zu unterscheiden. Eben das zeigen die Ergebnisse der Studie“, ergänzte Professor Stephan Becker vom Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg. „Entsprechende Folgeuntersuchungen sind sinnvoll, um ein komplettes Bild des Verteilungsmusters zu erhalten“, sagte Professor René Gottschalk, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Frankfurt. red