Das Ehrenmitglied des Ruder-Clubs Nassovia Höchst 1881 Walter Grossmann ist kurz vor dem Erreichen seines 94. Geburtstags verstorben. Er war der letzte noch lebende Ruderer aus dem erfolgreichen Achter, dem 1946/47 der Sieg im Ländervergleichskampf der drei Westzonen gelang.
Walter Grossmann war zugleich das älteste Mitglied des Ruder-Clubs Nassovia Höchst 1881. Er war Mitglied der Höchster Unternehmerfamilie, die über viele Jahrzehnte die sogenannte „Gipsmühle“ betrieben hat. Er war ein sehr aktives Mitglied des Ruderclubs. In jungen Jahren, dem Vorbild seines Vaters folgend, der ein national und international bekannter Ruderer war, trat er gemeinsam mit seinem Bruder Rudi in den Ruderclub ein.
In der dunklen Zeit des Nationalsozialismus wurden alle Sportvereine gleichgeschaltet und auf Wehrertüchtigung getrimmt. Die Nassovia hat allerdings Wege gefunden, dies in milder Form durchzuführen. Am 5. April 1946 wurde der Verein neu gegründet, wieder mit dem Traditionsnamen Ruder-Club Nassovia Höchst 1881. Bereits am 1. Mai 1946 ist Walter Grossmann wieder als Mitglied eingetragen.
Im Achter mit Steuermann wurde Walter Grossmann, gemeinsam mit seinem Bruder Rudi Grossmann und seinen Freunden Werner Hoffmann,, Gerhard Diefenbach, Jakob Hartleib, Richard Feikert, Günther Hofmann, Karl-Heinz Jäger unter der Leitung ihres Trainers und Steuermanns Emil Gscheidle Sieger im Ländervergleichskampf der drei Westzonen. Das war damals der Vorläufer der Deutschen Meisterschaft. Es war ein großartiger Erfolg für die Höchster Ruderer.
Später war Walter Grossmann über Jahrzehnte erster Kassierer des Ruderclubs. Legendär waren die Kassenprüfungen im Büro der Gipsmühle. Genauso haben sich alle anwesenden Mitglieder der Jahreshauptversammlung auf seinen Vortrag über die Finanzen des Clubs gefreut.
Der Vorstand um Dieter Schmitz, Willi Hausmann, Walter Grossmann und Karl-Heinz Jäger leitete die Geschicke des Ruderclubs über viele Jahrzehnte. In diese Zeit fiel der damalige Höhepunkt der sportlichen Leistung des RCNH, die Weltmeisterschaft 1962 in Luzern. Der damals unschlagbare Zweier mit Steuermann siegte als Weltmeister souverän mit Wolfgang Neuß, Klaus-Günter Jordan und Steuermann Frank Steinhäuser. Der Triumphzug durch Höchst begann natürlich an der Gipsmühle.
In dieser Zeit wurde auch die Planung für einen Neubau des Bootshauses vorangetrieben. Noch war man in alten Holzbaracken und einem kleinen, alten Vereinshaus auf dem Gelände der Farbwerke Hoechst angesiedelt. Mit Hilfe der Farbwerke, Stadt und Land wurde ein – für damalige Verhältnisse sensationeller Neubau des Bootshauses mit Restaurant, Bootshalle, Kraftraum und Sporthalle – gebaut und 1967 an der Mainzer Landstraße in Nied eingeweiht. Walter Grossmann war auch bei dieser Aktion vielfältig aktiv tätig.
Der Ruderclub Nassovia Höchst trauert nicht nur um sein ältestes, sondern auch um ein sehr verdienstvolles Mitglied. red