26. April 2022

Heilungschancen verbessern

Mit der am varisano-Klinikum Frankfurt Höchst etablierten HIPEC-Methode (hypertherme intraperitoneale Chemoperfusion) wollen Mediziner des Klinikums nun auch die Heilungschancen bei Krebserkrankungen des Magens und der unteren Speiseröhre unter Einsatz des Chemo-Wärme-Mixes deutlich verbessern.

Bei der Behandlung wird die über die Vene verabreichte Chemotherapie erweitert – mit einer Chemo-Wärme-Therapie während der Magen- oder der Magen-Speiseröhrenoperation. Die ersten Patientinnen und Patienten sind in Kooperation mit der Studienzentrale des Instituts für Klinische Forschung in Frankfurt bereits in die aktuelle „PREVENT“-Studie eingebunden.
Im Rahmen dieser Studie kommt das HIPEC-Verfahren nun bei einer weiteren Gruppe von Krebserkrankungen zum Einsatz, und zwar präventiv. Das Ziel: der häufig einhergehenden Entwicklung von Bauchfellmetastasen vorzubeugen und damit das Überleben der betroffenen Patienten zu verlängern. Denn gerade beim Magenkrebs und Krebs an der unteren Speiseröhre im Übergang zum Magen treten nach heilender Operation häufig Bauchfellmetastasen auf.
Das Vorgehen könnte bei Überlegenheit der Methode im Vergleich zur reinen Chemotherapie vor und nach einer Operation auch bei anderen Krebsarten – zum Beispiel an der Bauchspeicheldrüse, dem Dickdarm oder der Gallenblase – zum Einsatz kommen.
Bei der „PREVENT“-Studie handelt es sich um eine offene, multizentrische, nationale, randomisierte Phase-III-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit der perioperativen Chemotherapie in Kombination mit einer intraoperativen hyperthermen Chemotherapie (HIPEC) bei Krebserkrankungen des Magens und der unteren Speiseröhre im Übergang zum Magen.
Prof. Dr. med. Matthias Schwarzbach, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, unterstreicht: „Mit Hilfe der zytoreduktiven Chirurgie plus HIPEC konnte bereits eine deutliche Verlängerung des Überlebens bei bestimmten Patientengruppen im Stadium der Bauchfellmetastasierung des Blinddarmkrebses, Pseudomyxomen der Bauchhöhle, Mesotheliomen sowie bei Dickdarm- und Magenkrebs erreicht werden. Ziel ist nun, einer Bauchfellmetastasierung bei Patienten mit einem gefährlichem Magen- sowie Speiseröhrenkarzinom vorzubeugen. Die präventive HIPEC beim Magenkrebs hat bereits in Asien, vor allem in Japan und China, zu vielversprechenden klinischen Studienergebnissen geführt. Es gilt nun, den Nutzen für europäische Patienten zu bewerten und diese moderne Therapiemöglichkeit unter Studienbedingungen für deutsche Patienten verfügbar zu machen.“
Unter HIPEC versteht man eine intraoperative, örtliche Chemotherapie des Bauchraumes, der eine chirurgische Entfernung der Krebszellen aus der betreffenden Region im Körper voraus gegangen ist. Bei dem Verfahren wird die geschlossene Bauchhöhle über mehrere Zu- und Abläufe mit einer bis auf 42 Grad Celcius erhitzten Chemotherapie etwa 30 bis 90 Minuten lang gespült. Es wird vor allem bei Tumoren eingesetzt, die dazu neigen sich im Bauchraum zu verbreiten und Metastasen zu bilden, etwa beim fortgeschrittenen Dickdarm-, Bauchfell- oder Blinddarmkrebs.
Magenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der Magenschleimhaut. Pro Jahr erkranken in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts etwa 17.000 Personen an Magenkrebs, davon rund 9.200 Männer. Unter Männern stellt dieser die sechsthäufigste Tumorerkrankung dar, unter Frauen die achthäufigste. Trotz mittlerweile rückläufiger Erkrankungszahlen gehört Magenkrebs noch immer zu den häufigsten tumorbedingten Todesursachen. Das hängt insbesondere damit zusammen, dass diese Krebsart meist zu spät erkannt wird. Das Ausbreitungsstadium des Tumors ist ein wichtiges Kriterium bei der Wahl der für den Betroffenen am besten geeigneten Behandlungsmethode. red

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