27. Januar 2021

Westen braucht eine starke „Kö“

Oberbürgermeister Peter Feldmann sprach bei seinem Rundgang auf der Königsteiner Straße auch mit Thomas Reichert von „Haxen-Reichert“. Foto: Stadt

Sie ist vielleicht nicht ganz so bekannt wie ihr Düsseldorfer Pendant – doch die manchmal in Anspielung darauf augenzwinkernd „Kö“ genannte Königsteiner Straße ist ein wichtiger Anziehungspunkt im Frankfurter Westen.

Als eine der großen Einkaufsstraßen der Stadt bietet sie den Bürgern in und um Höchst nicht nur eine Auswahl an Geschäften und gastronomischen Betrieben. Sie ist Nahversorger, Treffpunkt, Jobmotor. Doch wegen Corona bangen viele um die Zukunft der Königsteiner Straße, fürchten Leerstand und Abwanderung.
Sind die Ängste berechtigt? Eine Frage, die auch Oberbürgermeister Peter Feldmann unter den Nägeln brennt. Gemeinsam mit dem Leiter der Verwaltungsstelle Höchst, Henning Brandt, und Jürgen Schmitt vom Stadtteilbüro traf sich das Stadtoberhaupt am Montag vergangener Woche zum Rundgang in und um die Königsteiner Straße.
Peter Feldmann sagte: „Corona ist für unsere Gewerbetreibenden mehr als nur eine Herausforderung. Für viele geht es um die Existenz, um die Jobs der Angestellten. Retten können wir sie nur gemeinsam. Bund, Land und wir als Kommune müssen an einem Strang ziehen. Auch die Frankfurter müssen mitmachen. Lokal einkaufen, auch im Web, den Händler an der Ecke mitdenken, das mag kein Allheilmittel sein – aber es zeigt: Jeder kann etwas tun, um die Vielfalt in unseren Einkaufsstraßen zu erhalten. Der Frankfurter Westen braucht eine starke ‚Kö‘. Als Ort, an den die Menschen gerne gehen, wo sie shoppen, tratschen, Kaffee trinken.“
Erste Station des Stadtoberhaupts war der Telefon-Laden von Tekle Keleta. Der Geschäftsmann betreibt auch den benachbarten Friseursalon. Er leidet unter dem Lockdown und den bürokratischen Hürden. Im Sommer holte er seine Angestellten aus der Kurzarbeit zurück, muss deshalb jetzt alles neu beantragen. Feldmann nickt verständnisvoll: „Das ist ärgerlich, da kann ich Sie verstehen.“
Ein paar Meter weiter, bei „Haxen-Reichert“, scheinen Corona-Sorgen weit weg – zumindest auf den ersten Blick. Das Geschäft ist voll, die Kunden stehen Schlange. Doch der Schein trügt. „Das Plus beim Außer-Haus-Verkauf gleicht die Verluste bei Catering und Events leider nicht aus“, erklärt Inhaber Thomas Reichert. Der Oberbürgermeister macht Mut: „Die Probleme werden sich nicht über Nacht lösen. Aber zumindest bei unserer Messe könnte es in der zweiten Jahreshälfte langsam wieder bergauf gehen.“
Um die Ecke, beim Hotel Lindner, spürt man die Krise ebenfalls. An starken Tagen stehen 30 Prozent Auslastung in den Büchern, vor allem durch Crew-Übernachtungen. Direktorin Jutta Sackbrook blickt dennoch nach vorne: „Wir bilden weiter aus. Im August 2020 haben drei Azubis bei uns angefangen, und diesen August werden drei weitere hinzukommen. Hier zu sparen, ist keine Option. Fachkräftemangel wird es auch nach Corona geben.“ red

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert